Von: Andreas Wilhelm An: 31. Mai 2017 In: Allgemein, Plot & Dramaturgie Comments: 0

Unter Leitung unserer Dozentin Kerstin Mehle hat das erste der drei Dramaturgieseminare in Konstanz stattgefunden. Zur Vorbereitung dieses Moduls waren alle Teilnehmer angehalten worden, den bisherigen Stand ihrer Figurenentwicklung zusammenzufassen und gemeinsam mit einem ersten Entwurf des Exposés ihres geplanten Romans einzusenden. Gleich zu Beginn konnte Kerstin Mehle daher bereits sämtliche Autoren, Geschichten und deren Figuren vollständig verorten, eine nicht zu unterschätzende Leistung, die nicht zuletzt auch auf ihrer jahrelangen Erfahrung in der TV Serien-Dramaturgie, als Scriptdoctor und Dozentin fußt.

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In einer ersten Runde wurden alle Teilnehmer gebeten, ihren Roman zu erzählen. Eine leichte Übung, sollte man meinen, schließlich ist das Geschichtenerzählen zu allererst eine mündliche Tradition. Aber die eigenen Gedanken rund um eine komplexe und in Teilen nicht immer fertig durchdachte Geschichte zu ordnen ist eine erstaunliche Herausforderung. Diese Übung diente daher auch weniger der Wiederholung als der Beobachtung, welche Elemente der einzelne Autor dabei hervorhebt und welche er unterschlägt. Die hieraus entstandenen gemeinsamen Diskussionen haben direkt an vielen Stellen einen Finger in die Wunde gelegt. Und das war auch genau richtig so, denn dass die Romanprojekte noch unausgereift sind, ist selbstverständlich; genau für diese Arbeit ist ja das Dramaturgiemodul gedacht.

In diesem ersten Seminar haben wir uns zunächst an einer ganz grundlegenden dramaturgischen Grundstruktur orientiert und versucht, jede der Geschichten an diesen ersten Pfeilern auszurichten: Wie ist der Einstieg in die Geschichte, was ist der zentrale Wendepunkt, und wie sieht das Ende aus? Kerstin Mehle visualisierte die bisherigen Ideen in Form einfacher Zeitstrahlen, auf denen die Handlungsstränge und wichtige Zusammenhänge eingetragen wurden. Manchmal waren mehrere Anläufe notwendig, um die jeweils beste Darstellungsform für eine Geschichte zu finden, und schon hier wurde deutlich, welche Stränge noch unzusammenhängend waren, welche Aspekte drohten die Geschichte zu überfrachten und welche Lücken noch klafften.

Bei jedem einzelnen Teilnehmer hat sich so das Verständnis für das dramaturgische Vorgehen geschärft, erste große Fragen wurden aufgeworfen und einige kleine bereits beantwortet. Mit den neuen Erkenntnissen und Ideen im Gepäck sind nun alle Autoren als Hausaufgabe damit beschäftigt, die konkreten Szenen zu bestimmen und schriftlich auszuarbeiten: Den Einstieg, den zentralen Wendepunkt und das Ende. Zwischen diesen Punkten werden wir beim nächsten Seminar den Spannungsbogen und die Komplikationen aufspannen. Dann wird es darum gehen, die große Mitte zu füllen.